Panel 1: Erfolgreiche Frauen in den Medienbranchen“
Vier erfolgreiche Medienfrauen auf dem Panel: die Moderatorin Bettina Böttinger, Bella Lesnik von 1LIVE, die Geschäftsführerin der Blue Byte GmbH, Odile Limpach, und die Geschäftsführerin der Filmstiftung NRW, Petra Müller. Sie berichten von ihrem Werdegang und Berufsalltag, diskutieren Einstiegsmöglichkeiten, Karrierechancen und natürlich auch das Thema Gleichberechtigung am Arbeitsplatz.
Als junge Frau hätte sie auch überlegen müssen, wo sie hinwolle und was sie machen wolle, berichtet Bettina Böttinger. Ein zweifelhaftes Kompliment, das ihr ein Kollege zu Anfang ihrer Karriere gemacht hatte, war, sie sei der „Phaenotyp Frau“, der gebraucht würde – kinderlos, ledig und sehr belastbar. Die Frage nach der Gleichberechtigung stelle sich besonders ab dem Zeitpunkt, an dem Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Beruf und Familie unter einen Hut bekommen müssten. In ihrer Produktionsfirma arbeiten jeweils zur Hälfte Frauen und Männer, und sie versuche, möglichst flexible Arbeitszeiten zu ermöglichen. „Meine Erfahrung als Chefin ist, dass ich sehr viel zurückbekomme von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“
Bella Lesnik berichtet von ihrem abgebrochenen Lehramtsstudium, ihrem Einstieg in die Radioarbeit und ihrem Alltag als freie Journalistin. Nach einem Praxistest als Vertretungslehrerin in der Schule habe sie gemerkt, dass das Lehramtsstudium „zwar super war, ich aber nicht mehr jeden Morgen in die Schule gehen wollte und als Lehrerin unglücklich würde.“ Also: „was mit Medien“, Wartesemester fürs Studium sammeln und ein erstes Schnuppern mit Praktika beim Radio. Eine spannende Arbeit, aber: „Man hat nie Feierabend. Darauf muss man Lust haben.“
Mut zu Fehlern und Mut zur Lücke
Petra Müller hat in ihrer Laufbahn mehrfach die Richtung (Agentur für strategisches Marketing, Projektleiterin im Grimme-Institut und schließlich die Selbstständigkeit) gewechselt und meint schmunzelnd, ihr sei vielleicht schnell langweilig. Aus einer Station habe sich immer eine interessante Frage entwickelt, wie zuletzt z.B. die Frage, warum der Medienstandort NRW sein Potenzial nicht richtig ausschöpft und hinter Berlin zurückgefallen ist. Viele Junge, Kreative seien nach Berlin gegangen, weil sie „hungrig“ waren und gezwungen, etwas auf die Beine zu stellen, um schließlich Geld zu verdienen. Es sei ihre Aufgabe, diese Kreativität jetzt nach NRW zurückzulocken.
Odile Limpach, Management-Direktorin des Entwicklerstudios Blue Byte, bringt Familie und Karriere unter einen Hut und genießt die spannende Arbeit in einem schönen und schnelllebigen Markt. Es sei ein großer Vorteil der Medien, dass sich die Medienlandschaft ständig weiterentwickelt und damit auch die eigene Tätigkeit: „Man muss offen sein für Neues.“
Die 30-Jährigen haben heute nicht mehr solche Probleme wie die Ansagerin Wiebke Bruhns, die vor 40 Jahren Anfeindungen ausgesetzt war, erläutert Petra Müller. Viele Frauen seien aber immer noch zu schüchtern, müssen lernen, nach vorne zu gehen und sich zu zeigen, unempfindlicher werden und sich auch mal streiten, so die Geschäftsführerin der Filmstiftung NRW: „Probiert aus, macht Fehler, setzt Euch Ziele.“ Sie habe immer das machen können, was sie machen wollte.
Quereinstieg und Praktika
„Weiblicher Nachwuchs wird beim Radio immer gesucht“, berichtet die Moderatorin Bella Lesnik. Es gebe weniger Frauen als Männer beim Radio, „warum auch immer“. Aus dem Publikum kommt die Frage nach den Anforderungen als Moderatorin. „Es ist nicht so, dass man sich zwei Stunden hinsetzt und etwas erzählt“, so Lesnik. „Bevor ich ins Studio gehe, habe ich die Nachrichtenlage gecheckt, und wenn die Ansage ist, dass in zehn Minuten eine Live-Schalte zu einem Korrespondenten stattfindet, darf man sich davon nicht nervös machen lassen und einen Heulkrampf bekommen.“ Eine gute Portion Belastbarkeit und Nervenstärke sind also nötig, aber dafür dürfe man/frau eben wirklich arbeiten und nicht nur zuschauen. Sie habe bereits im Praktikum eine Sendung moderiert, es gebe kein monatelanges Sprech- und Moderationstraining, bevor man moderiert.
Es gibt keinen Königsweg in einen Medienberuf. Die Referentinnen sind sich einig, dass der Quereinstieg eher die Regel als die Ausnahme ist. Viel wichtiger sei, so Petra Müller, dass man bereit ist, sich auf Neues einzulassen.
Odile Limpach empfiehlt Praktika, z.B. in mittelständischen Unternehmen. Ihre Praktikanten bekämen sehr interessante Aufgaben und würden nach dem Studium oft bei ihnen einsteigen. Medienberufe wirken oder scheinen oft anders, als sie tatsächlich sind, und es gibt viele verschiedene Berufsbilder. In ihrer Firma gebe es u.a. Softwareentwickler, Grafiker oder Marketingexperten. Praktika seien sehr gut, um herauszufinden, ob der Beruf tatsächlich passt.
Ein wichtiger Punkt: Arbeitsbedingungen. Bettina Böttinger thematisiert, wie sich die Arbeitsbedingungen in Zeiten hohen Kostendrucks teilweise sehr nachteilig entwickeln. Die Konkurrenz zwischen den Kollegen steige, „das stört den Teamgeist“. Sie empfiehlt, sich dennoch nicht beirren zu lassen und strukturelle betriebliche Entscheidungen wie befristete Verträge so gut es geht auszublenden.
Wirkliche Benachteiligungen als Frau im Beruf hat keine der vier erfahren. Schwierig wird es ihrer Ansicht nach erst, wenn Familie und Beruf vereinbart werden müssen. Dann stellt sich die Frage, wer die Sendung während der Babypause weitermoderiert und wie es mit dem Wiedereinstieg klappt.