Workshop 1 „Journalismus“

Veröffentlicht von richert am

Referentinnen: Christina Wandt (WAZ) und Stephanie Weltmann (WAZ)

Beide Referentinnen des Workshops arbeiten bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) – Stephanie Weltmann in Oberhausen und Christina Wandt in Essen. Als Einstieg fragen die Referentinnen nach den beruflichen Vorerfahrungen der Teilnehmerinnen. Ergebnis: Das Publikum ist bunt gemischt. Sowohl Abiturientinnen, Studentinnen, Absolventinnen als auch Volontärinnen gehören zu den Zuhörerinnen.

 Zunächst werden die größten Medienkonzerne in Deutschland vorgestellt (Bertelsmann, ARD, Axel-Springer etc.). Den Schwerpunkt wollen sie auf die großen Printtitel legen. Exemplarisch wird zunächst die WAZ-Mediengruppe in einem Kurzportrait vorgestellt, sowie die deutsche Zeitungslandschaft (347 Tageszeitung, Aufl. 18,83 Mio.; 21 Wochenzeitungen, Aufl. 1,77 Mio. etc.) skizziert.

Um in diesem Beruf Fuß zu fassen, werden die ersten Schritte in den Printjournalismus vorgestellt: Die Referentinnen verdeutlichen, dass man für einen Einstieg unbedingt auch Zeitungen – als Printprodukt – lesen und nicht nur über das Internet rezipieren sollte – und das nicht nur aus Gründen der Glaubwürdigkeit. In „Einstellungstests“ (sog. Assessment Center) der Zeitung schneiden diejenigen, die sich nur über das Internet informieren, durchweg schlechter ab. Dies gilt sowohl bei Fragen rund um das Allgemeinwissen als auch bei der Zuordnung von Funktionen verschiedener hochrangiger Personen z.B. aus der Politik.

Für den Einstieg sollte eine akademische Ausbildung vorhanden sein. Aber auch Praktika, Hospitanzen und freie Mitarbeit sind bedeutsam für den Einstieg. Dann steigen die Chancen, ein Volontariat zu ergattern. Auf Nachfrage einer Teilnehmerinnen teilen die Referentinnen mit, dass auch die Ausbildung in einer Journalistenschule ein guter Einstieg in den Beruf ist. Zur Illustration werden den Teilnehmerinnen einige Fragen aus dem Eignungstest der Henri-Nannen-Journalistenschule präsentiert. Diese können, nach einiger Bedenkzeit, größtenteils von den Interessentinnen beantwortet werden, jedoch wird der Schwierigkeitsgrad der Fragen deutlich. Er setzt ein hohes Maß an Allgemeinwissen und Wissen über das aktuelle Weltgeschehen voraus – auch Spezialwissen kann von Vorteil sein. Zum Bewerbungsverfahren zählen selbstverständlich auch persönliche Gespräche.

 

Eine Teilnehmerin fragt: Lohnt sich der Einstieg in den Journalismus noch? Wandt und Weltmann räumen ein, dass die Auflagenzahlen der Printmedien stetig zurück gehen, und der Leitsatz „einmal die Ausbildung absolviert, dann bleibst du drin“ nicht mehr gegeben ist. Ein klassisches Volontariat ist aber nach wie vor eine gute Grundausbildung – egal, wohin es (danach) geht. Und Lars Gräßer (Grimme Institut) ergänzt, dass die Online-Marktführer immer noch aus dem Printbereich stammen.

Und die Jobsituation? Stephanie Weltmann erzählt, dass die Anzahl der freien Journalistinnen und Journalisten ansteigt, feste freie Stellen werden gerne von beiden Seiten wahrgenommen. Diese Situation bringt für Journalisten und Arbeitgeber auch positive Wirkung: Beide können sich die Anzahl der Arbeitsstunden einteilen und sind flexibler. Negativ ist jedoch, dass man mit weniger Sicherheiten auskommen muss. Die Frage nach dem Gehalt von freien Mitarbeitern wird ebenso angesprochen.

Und die „Bildermacher“? Im Berufsfeld des Fotojournalisten ändert sich ebenfalls die Struktur – weg vom festangestellten Mitarbeiter hin zum „festen“ Freiberufler.  Teilweise werden die Fotojournalisten auch in hausinterne Bildagenturen ausgegliedert – die Praxis bietet ganz unterschiedliche Modelle. Aber auch wenn die Stellen aus Sparmaßnahmen öfter abgebaut oder zusammengelegt werden, ist es ein Muss für eine Tageszeitung, gute und aktuelle Bilder abzudrucken, die lokale Bezüge aufweisen. Externe Bildagenturen können diese nur bedingt liefern.

Auf Nachfrage bezüglich des Einstieges in den Printjournalismus erläutert Wandt, dass es gut ist zu wissen, in welchen Printbereich man möchte. Auch das Format ist hierbei ausschlaggebend. So sind Tageszeitung, Magazin oder Wochenzeitung zu unterscheiden. Wenn dies klar ist, wendet man sich am Besten direkt an das entsprechende Medium.

Lars Gräßer erfragt die Bedeutung von Social Media im Printjournalismus. Weltmann erklärt, dass auch die WAZ in den Social Media-Kanälen aktiv ist. Gerade in der Themensuche und -recherche bietet sich dieses Medium an und eröffnet neue Möglichkeiten: Die Wege, über die die Journalisten an Informationen gelangen, ändern sich. Und auch Wandt bekräftigt, dass die Sozialen Netzwerke immer bedeutsamer für die Recherchen werden – auch im Lokaljournalismus. Dass illustriert sie an Hand einer Geschichte aus dem vergangenen Essener Karnevalsumzug, die zunächst über Social-Media-Kanäle an sie gelangte und schließlich den Weg ins Blatt gefunden hat. Eine Nähe zu Social Media wird ein immer wichtigeres Kriterium für den journalistischen Beruf, da dort auch Interviewpartner zu finden sind. Trotz allem, so wird betont, ist es das Wichtigste, seine Quellen zu überprüfen und eine eingehende Recherche zu vollziehen. „Man macht häufig vieles parallel (…), aber trotzdem geht natürlich die Sorgfalt vor!“ so Weltmann.

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