Workshop 2: „Social Media & Co.“
Nach der Mittagspause stellen Julia Christophers (Turtle Entertainment) und Katarina Peranic (Stiftung Bürgermut) den Beruf des / der Social Media Managers/-in vor. Während Peranic sich beruflich im sozialen und Non-Profit-Bereich engagiert, ist Christophers in der Gaming- und eSports-Branche zu Hause.
Peranic arbeitet für die Stiftung Bürgermut, die 2007 gegründet wurde und sich die Förderung lokal verwurzelten, sozialen Engagements auf die Fahnen geschrieben hat. Auf einer Plattform mit dem Titel „Weltbeweger“ werden vorbildhafte Menschen und Projekte vorgestellt, die so aus dem lokalen Engagement heraus möglichst globale Bekanntheit und Wirksamkeit erreichen sollen.
Zusätzlich zu dieser Plattform gibt es ein Digitalmagazin, das unter dem Titel „Enter“ unterschiedlichste Aktivist/-innen aus ganz Deutschland vorstellt und in jeder Ausgabe ein Schwerpunktthema beleuchtet. Da diese Themen variieren, spricht das Magazin eine große Bandbreite an Zielgruppen an.
Neben diesen Tätigkeiten gehört auch die Koordination von Offline-Aktivitäten zu Peranics Job. Auf sogenannten „Online Transfer Camps“ können beispielsweise Workshops angeboten und Möglichkeiten zur Vernetzung zwischen Engagierten und Unternehmer/-innen genutzt werden.
Peranic selbst ist studierte Politologin, die über persönliche Kontakte zum Gründer der Stiftung in ihren Beruf hereingekommen ist. Sie gab der Stiftung wesentliche Impulse, um mit ihren Aktivitäten möglichst stark ins Web zu gehen.
Über die unterschiedlichen Social Media-Angebote der Stiftung werden so tagtäglich etwa 8000 Menschen erreicht. Für diese muss Content bereitgestellt werden, der zudem der jeweiligen Zielgruppe angepasst werden muss: „Die Tonalität spielt immer eine Rolle.“
Diese Inhalte müssen täglich recherchiert und ansprechend präsentiert werden; es gilt, die Communities kennenzulernen und mit diesen im Gespräch zu bleiben. Dabei steht laut Peranic über allen Aktivitäten das Motto: „Content is king.“
Neben diesem inhaltlichen Fokus liegt es auch in der Verantwortung des/der Social-Media-Managers/Managerin, den Erfolg der eigenen Strategie im Blick zu behalten (sog. „Monitoring“). Während der Beruf also einerseits Kompetenzen aus dem Bereich des Online-Journalismus verlangt, lässt er sich jedoch keineswegs darauf reduzieren: „Social Media ist ganz oft eine Querschnittsaufgabe“, betont Peranic.
Julia Christophers sorgt zu Beginn ihres Vortrags für große Überraschung, als sie den Teilnehmerinnen eröffnet, dass die Gaming Industrie eine beeindruckende Wachstumsbranche ist. Wer also gerne im Medienbereich arbeiten möchte, sollte den Gaming- und eSports-Sektor nicht übersehen, denn: „Wir sind an einem Punkt angelangt in Europa, wo die Gaming Industrie mehr Umsatz macht als die Filmindustrie.“ Die größten Firmen innerhalb dieser Branche sitzen zudem in Deutschland, insbesondere in Köln – also beste Voraussetzungen für die Medienfrauen von morgen.
Christophers selbst ist von Anfang an dabei und machte ihre Leidenschaft, das Computerspielen, nach und nach zum Beruf. Um sich abzusichern, studierte sie zudem Medien- und Kulturwissenschaften sowie Anglistik und Germanistik.
In ihren Augen ist es wichtig, der Gaming-Branche eine Chance zu geben, um möglicherweise in andere Bereiche einzusteigen, denn hier kann man sich ausprobieren: „Man darf die Gaming-Industrie als Arbeitgeber nicht außen vor lassen, wenn man in alle großen Bereiche einmal hineinschauen möchte“. Ihre Firma, Turtle Entertainment, ist auch ein Ausbildungsbetrieb und stellt gerne ein; Informationen gibt es auf: http://www.turtle-entertainment.com/career/.
Dabei achtet das Unternehmen auf eine sozialverträgliche und faire Unternehmenspolitik: „Man ist Teil des Teams“, so Christophers, und: „Wir haben gar nicht die Zeit, jemanden als Arbeitssklaven zu halten. Wir schreiben keine Praktikantenplätze zum Spaß aus, sondern nur, wenn wir Personal brauchen.“
Die Firma hat sich zudem auf die Bachelor-/Master-Studiengänge eingestellt und bietet deshalb beispielsweise dreimonatige Praktika an; auch Quereinsteiger/-innen sind willkommen, denn – und dies betont auch Peranic – der Blick von Fachfremden kann mitunter sehr bereichernd sein kann, denn sie urteilen frei von jeglicher Betriebsblindheit.
Christophers hat die Firma viele Jahre lang international vertreten und empfiehlt den PR-Bereich deshalb als Geheimtipp für all jene, die abseits von Zeitung, Fernsehen und Radio journalistisch arbeiten wollen. Mitunter lohnt es sich für den Einstieg, nach einem spannenden Unternehmen zu suchen und für dieses PR zu machen – das kann genauso eine NGO wie der Supermarkt um die Ecke sein: „Auch Äpfel und Birnen wollen vertreten werden.“
Auch Peranic betont, dass die Medienfrauen von morgen nicht nur in die klassischen Medienberufe schauen sollten, wenn es um Jobs und Ausbildungsmöglichkeiten geht.
Auch in diesem Workshop taucht natürlich die Frage nach dem möglichst kurzen und erfolgreichen Weg in die Medienwelt auf. Sowohl Christophers als auch Peranic plädieren dafür, anderweitig Qualifikationen zu erlangen und den Weg in die Sozialen Medien vor allem über Praxiserfahrungen zu beschreiten. Laut Christophers war ihr Studium wichtig, um den eigenen Horizont zu erweitern und eine Persönlichkeit zu entwickeln; danach ist ein Quereinstieg immer noch möglich, mitunter hat man damit sogar bessere Chancen. Man sollte eine gute Universität wählen und nach der persönlichen Präferenz gehen.
Auch Peranic betont die Wichtigkeit einer fachlichen Expertise, die man mitbringt. Social Media als Berufsfeld bedeuten jedoch „Praxis, Praxis, Praxis“ – diese kann mitunter wichtiger sein als Studienerfahrung. Wie lange das jedoch noch so geht, wird sich zeigen, denn auch die Social-Media- Branche ist dabei, sich immer stärker zu professionalisieren.
Obwohl beide Referentinnen aus sehr unterschiedlichen Bereichen kommen, vermitteln sie den Workshop-Teilnehmerinnen doch denselben, wichtigen Tipp: Oft lohnt es sich, kleiner anzufangen – etwa in einer Non-Profit-Organisation oder einem mittelständischen Unternehmen – denn hier bieten sich, anders als in Großkonzernen, Möglichkeiten, sich stärker auszuprobieren und aus Fehlern zu lernen. Oft ist das Arbeitsumfeld dort auch angenehmer und es bieten sich noch Möglichkeiten, um aufzusteigen. Außerdem ist das persönliche Engagement ein wichtiger Grundpfeiler, aus dem durchaus Karrierechancen entstehen können: „Engagiert euch, probiert euch aus!“, ist deshalb die abschließende Botschaft der beiden.
Maria Roca Lizarazu & Lucia Eskes