Medienfrauen NRW 2014: Workshop 4 – „Medienberufe – ein Überblick“
Marcus Wolf, Koordinationscentrum Ausbildung in Medienberufen und Medienkarriere.nrw
Der Workshop beginnt mit einer kleinen Änderung, weil Anne Schulz – die den Workshop eigentlich halten sollte – heute leider krank ist. Netterweise ist ihr Kollege Marcus Wolf kurzfristig für sie eingesprungen. Er ist Bildungsreferent beim Koordinationscentrum Ausbildung in Medienberufen (AIM) und verantwortlicher Administrator und Webmaster.
Zunächst stellt Wolf die Aufgaben und Ziele von AIM vor. Diese liegen vor allem in der individuellen Ausbildungs- und Laufbahnberatung sowie in der Entwicklung von Aus- und Weiterbildungskonzepten. Außerdem ermittelt das Koordinationscentrum, welchen Bedarf es in der Mitarbeiterqualifikation gibt. Um detaillierte Informationen über die Ausbildung in Medienberufen zu erhalten, empfehlen sich die Homepage www.aim-media.de und das neue Portal medienkarriere.nrw.de
Wolf erklärt, dass Nordrhein-Westfalen der führende Medienstandort in Deutschland ist. Mehr als 65.000 Unternehmen und 342.000 Beschäftigte arbeiten hier in der Medienbranche. Doch was gehört überhaupt zur Medienbranche? Neben Film, Fernsehen und Hörfunk, wofür er Köln als wichtigsten NRW-Standort nennt, sind auch die Digitalen Medien, Games, die Werbung, das Verlagswesen, Messen und Events und Bühnen zur Medienbranche zu zählen. Marcus Wolf bezeichnet dabei die Digitalen Medien und Games als die „neuen Sterne am Medienhimmel“. Branchen also, die derzeit am stärksten wachsen. Eine weitere Möglichkeit, sich der Frage nach den Ausbildungsmöglichkeiten in der Medienbranche anzunähern, sagt er, ist es, sich die verschiedenen Arbeitsfelder anzuschauen. Er differenziert dabei zwischen den Arbeitsfeldern des Managements, der Konzeption und Entwicklung, der Ausstattung, der Inszenierung und Darstellung, der technisch-kreativen Gestaltung, der Medientechnik, des Journalismus sowie der Wissenschaft und Forschung.
Mahnende Worte findet er für falsche Vorstellungen von dem Studium der „Medienwissenschaft“. Dies sei ein wissenschaftlicher Studiengang, der sich deutlich von einem praktischen Studiengang unterscheide. Medienwissenschaftler arbeiten zum Beispiel im Grimme-Institut. Die Konzeptionierung einer Veranstaltung wie die der Medienfrauen NRW könne etwa die Aufgabe einer Medienwissenschaftlerin sein, so Wolf. Eine Teilnehmerin, die selbst Medienwissenschaft studiert, erklärt, dass sie aber auch in ihrem Studiengang einen großen Praxisbezug erfahre. Marcus Wolf rät dennoch Frauen, die vornehmlich in der Produktion tätig sein wollen, sich direkt für praktische Studiengänge zu bewerben, da man dort eine gezieltere Ausbildung erfahren würde.
Verschiedene Wege führen in die Medien. Wolf benennt dazu drei verschiedene Alternativen: die staatlich anerkannten medienspezifischen Berufsausbildungen, das Studium an einer Universität, Fachhochschule, Kunst-/Filmhochschule und der Quereinstieg nach medienfremder Ausbildung durch Praktika und durch Weiterbildungen.
Ausbildungsberufe sind in Deutschland klar definiert durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB), erklärt Wolf. In der Medienbranche gibt es Ausbildungsberufe mit verschiedenen Schwerpunkten. Mit einem kaufmännisch/organisatorischen Schwerpunkt kann man sich beispielsweise zu Kauffrau/mann für audiovisuelle Medien oder Veranstaltungskauffrau/mann ausbilden lassen. Daneben gibt es einen technisch/gestalterischen Schwerpunkt, wozu z.B. die Ausbildung zur Mediengestalter/in für Bild und Ton oder Digital und Print zählt. Ausgebildete Fotografin kann man mit einem gestalterisch/organisatorischen Schwerpunkt werden. Zuletzt nennt Wolf den technisch/organisatorischen Schwerpunkt, der Ausbildungen z.B. zum Fachinformatiker/in oder Fachkraft für Veranstaltungstechnik umfasst. Leider würden sich für den technischen Schwerpunkt immer noch recht wenige Mädchen begeistern lassen. Dabei könne man gerade in diesem Bereich nach der Ausbildung sehr gut verdienen. Er erklärt, dass sich die genaue Ausbildungsgestaltung immer nach dem Betrieb richtet, in dem die Ausbildung absolviert wird.
Wenn man einen Ausbildungsplatz bekommen möchte, braucht man formal eigentlich keinen Schulabschluss, so Wolf. In der Realität sei das Abitur bei vielen medienspezifischen Ausbildungsberufen mittlerweile aber Grundvoraussetzung. Wichtig seien darüber hinaus gute Schulnoten in den Basisfächern und erste Praktikumserfahrungen, vor allem bei Ausbildungsberufen, die sehr begehrt sind. „Grenzen Sie sich von anderen Bewerbern ab“, appelliert Wolf an die Teilnehmerinnen. Er rät zudem zu einer hohen Bereitschaft zum Umgang mit IT. Junge Leute mit einer Medienaffinität seien gefragt! Man sei schließlich damit am Puls der Zeit und gerade deswegen für Unternehmen interessant. Nutzen Sie daher ihre Aktivitäten bei Facebook, Twitter oder anderen sozialen Netzwerken, ermuntert Wolf, auch außergewöhnliche Wege zu bestreiten.
Eine Teilnehmerin berichtet von ihrem eigenen Weg in die Medienbranche. Sie absolviert derzeit ein duales Studium. Dabei arbeitet sie in einem Medienunternehmen in Düsseldorf und studiert in Rheinland-Pfalz. Wolf greift ihre Erfahrung auf und berichtet, dass es in NRW über 230 medienspezifische Studiengänge an über 30 Standorten gibt. Er rät den Teilnehmerinnen, sich frühzeitig über Bewerbungsfristen und Zulassungsvoraussetzungen zu informieren. Bei künstlerischen Studiengängen müsse man sich zudem unbedingt mit den Aufnahmeprüfungen auseinandersetzen.
Marcus Wolf schließt den Workshop mit dem Angebot, sich bei Fragen zu Ausbildungsberufen in der Medienbranche ohne Scheu jeder Zeit an AIM zu wenden, und verweist noch einmal auf die Homepage www.aim-media.de und das Portal medienkarriere.nrw.de.