Medienfrauen NRW – Das Panel
Weiter geht es bei Medienfrauen NRW mit dem Panel „Erfolgreich in den Medien“. Frauen, die bereits einiges in den Medien erreicht haben, liefern mit ihrem ganz persönlichen Lebensweg einen gelungenen Einstieg in den weiteren Tagesverlauf.
Auf dem Panel sitzen:
- Anja Backhaus, Einsfestival und WDR
- Dr. Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme Institut
- Kim Lenar, freie Produzentin, Beraterin und Medientrainerin
- Bascha Mika, Chefredaktion Frankfurter Rundschau
- Eileen Primus, Mode-Bloggerin „Ein Zimmer voller Bilder“
Bella Lesnik begrüßt alle Frauen auf der Bühne und versucht zu Beginn, einmal zusammenzufassen, wer dort alles sitzt und wie die Referentinnen dort hingekommen sind. Dies ist gar nicht so einfach, da das Panel aus fünf Frauen mit komplexen beruflichen Wegen und vielen Kompetenzen besteht.
Als erste Frage an das Panel bittet sie um die Darstellung einer klassischen Arbeitswoche.
Kim Lenar berichtet, dass die typische Arbeitswoche wie immer zu voll ist. Arbeiten für den Sender VOX, Coaching-Maßnahmen zum Thema „Wie agiere ich vor der Kamera“ – für Journalisten und Firmen, Beiträge für den eigenen Mode-Blog.
Anja Backhaus meint: „Typisch gibt’s gar nicht. Jede Woche sieht anders aus.“ Aktuell ist sie besonders stark eingebunden als „WestArt OnReporterin“, befasst mit jungen Künstlern. Für das Format FrauTV ist sie ebenfalls als Reporterin tätig. Hinzu kommt viel Akquise: „Es ist wichtig Netzwerke zu schaffen“, entsprechend trifft sie sich häufig mit anderen Kreativen. Zudem sind da zwei kleine Kinder.
Eileen Primus arbeitet als freie Autorin für die BILD-Zeitung im Bereich Unterhaltung und hat ihren eigenen Mode-Blog. Die Zeitaufteilung ist dabei etwa 50 zu 50. Sie bloggt zusammen mit ihrer besten Freundin. Bei der Arbeit für die BILD sitzt sie im Büro in Berlin. Wichtig ist besonders für den Blog zu netzwerken. Seit rund zwei Jahren verdienen sie mit dem Blog auch Geld.
Bascha Mika steht früh auf und beginnt gleich, sich zu informieren, was läuft und zwar parallel auf vielen Kanälen – in jedem Zimmer ein anderes Medium. Auf dem Weg ins Büro mit öffentlichen Verkehrsmitteln liest sie Zeitung und stellt dabei leider immer wieder fest, dass sie eine der wenigen ist, die noch eine Zeitung dabei hat: „Alle anderen informieren sich rasch per Handy und Internet.“ Für die Zeitungsbranche bedeutet dies Anpassungsdruck an die heutigen Zeiten. Dass das allerdings nicht bedeutet, dass die Zeitung stirbt, weiß sie vor allem aus ihrer Lehrtätigkeit. Viele angehende Journalistinnen möchten nach wie vor in den Print-Bereich großer bekannter Zeitungen: „Auch Digital Natives wollen ins Print-Feuilleton“. Nach Ankunft in der Redaktion werden vor Beginn der ersten Konferenz Zeitungen gescannt. Konferenzen mit Berlin und Frankfurt schließen sich an. Der Nachmittag hält die Themen Personal, Verlagsabläufe und anderes mehr bereit. Um halb drei wird über die Seite 1 entschieden. Um fünf findet die sogenannte Vernissage der tagesaktuellen Zeitung statt. Dann werden noch Mails beantwortet. Und das ist noch ein Tag ohne Reisen und Besucher.
Dr. Frauke Gerlach sagt, dass sie einen ganz tollen Arbeitsplatz hat, auch wenn sich seit der Übernahme des Direktorats des Grimme-Instituts noch kein richtiger Rhythmus eingestellt habe, denn: „Es gibt viele Baustellen“ im Zuge des Institut-Umbaus. Praktische Aufgaben kämen hinzu: „Zudem musste eine zweite Wohnung gesucht und gefunden werden, die ich jetzt in Recklinghausen gefunden habe.“ Die Arbeiten des ersten Halbjahres zum Grimme-Preis, Grimme Online Award und Radio-Preis laufen dabei parallel (weiter). Dies ist alles sehr komplex und vielschichtig. Zudem liest sie sehr viel und versucht aktuell ihr Juristendeutsch zu überarbeiten. Neben der Arbeit am Grimme-Institut ist sie auch Geschäftsführerin des Grimme-Forschungskollegs, einer „Verschwesterung“ mit der Uni zu Köln. Der Arbeitsalltag ist somit voll und erfüllt.
In einer zweiten Fragerunde geht es um beruflichen Werdegang.
Dr. Frauke Gerlach sagt, dass ihre jetzige Position ein Geschenk ist und nicht planbar. Ihr Berufsweg war nicht vorgezeichnet. Zunächst hat sie einen Hauptschulabschluss gemacht. Später dann Fachabitur und die allgemeine Hochschulreife für ihr Studium als Juristin nachgeholt.
Bascha Mika hat zunächst eine Banklehre gemacht – nicht ganz freiwillig, sondern auf Druck ihrer Eltern. Zuvor hatte sie einen Realschulabschluss erworben. Nach Abschluss der Ausbildung ging es wieder aufs Gymnasium, um das Abitur zu machen, und im Anschluss auf die Universität. Für den Journalismus ist es jedoch ein Gewinn, viele verschiedene Erfahrungen zu sammeln.
Eileen Primus wusste schon sehr früh, dass sie einmal schreiben möchte. Zunächst hat sie jedoch ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Kultur absolviert und sich im Anschluss an der Universität Gelsenkirchen für PR & Journalismus eingeschrieben.
Bereits während des Studiums hat sie bei der BILD gearbeitet, nebenbei zeitweise im Radio. Nach dem Abschluss ist sie komplett nach Berlin gezogen und bei der BILD geblieben.
Anja Backhaus hat Abitur gemacht und wusste schon sehr früh, dass sie zum Radio wollte. Sie hat beim Radio ein Praktikum gemacht und nebenbei einige Jobs. Mithilfe eines Briefs an EinsLive ist sie dort gelandet, zunächst ein wenig unorthodox, dann für 14 Jahre. Zunächst war ihre Stimme immer vor lauter Aufregung ganz zittrig. Der Tipp eines erfahrenen Kollegen (Foto von Freundin hinstellen und es ihr erzählen) hat jedoch geholfen: „Danach war das Zittern in der Stimme weg!“ Für die Arbeit beim Fernsehen ist sie im Alltag gecastet worden. Sie hat dann lange beides parallel gemacht.
Kim Lenar hatte einfach das Gefühl, „raus zu müssen und etwas auszuprobieren“ – zunächst einmal als Praktikantin bei der Hamburger Morgenpost. Dort hat sie im Anschluss an das Studium auch ihr Volontariat gemacht. Ab dem Abschluss des Volontariats ging es immer anders weiter als gedacht. RTL hat sie angesprochen. Die Arbeit war zunächst ganz schön schwierig: „Da half nur üben und öfter machen“, so Kim Lenar. Es folgten zahlreiche Beiträge für EXKLUSIV sowie ein Wechsel für RTL von Berlin nach Köln. Und mit einem kleinen Umweg über eine Burn-Out-Klinik ging es wieder zurück nach Berlin: „Im Arbeitsalltag ist eben nicht alles so einfach, vor allen Dingen, wenn man längere Zeit Arbeiten macht, die man eigentlich nicht machen möchte“, so Kim Lenar. Zurück in Berlin ging es zum Springer-Verlag u.a. als Nachrichtenchefin für die BILD-Zeitung. Nun ist sie selbstständig, die alten Kontakte helfen weiterhin.
Als nächste Frage geht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – auch vor dem Hintergrund des Weltfrauentags am 8. März.
Anja Backhaus muss schon zugeben, dass es mit der Geburt ihres ersten Kindes einen Karriereknick gab. Ihr damaliger Vorgesetzer war der Meinung, dass man als Mutter „einfach nicht mehr cool ist“ und somit nicht mehr zur Zielgruppe von 1Live passe. Das war ein echter Kampf für sie. Irgendwann wollte Anja Backhaus das nicht mehr: „Zumal man wirklich nicht mehr so flexibel ist und auch nicht immer so fit nach anstrengenden Nächten mit kleinen Kindern“, so Backhaus. Sie hat jedoch einen wunderbaren Lebensgefährten, der sie zum Beispiel mithilfe der Übernahme der kompletten Elternzeit unterstützt.
Muss eine Quote her?
Bascha Mika unterstützt die Initiative ProQuote, weil viele Arbeitsgeber das Potential von Frauen nicht zu schätzen wissen. Viele Männer regen sich über die Frauenquote auf, und das, obwohl aktuell durch die Umstände eine Männerquote hochgehalten wird. Es ist so altmodisch! Es müssen zwar nicht alle Frauen Karriere machen, schließlich machten das auch nicht alle Männer. „Die Quote ist aber eine notwendige Krücke, um hier Abhilfe zu schaffen“, so Mika und weiter: „Jungen Frauen wird ein vollkommen ‚beklopptes‘ Mutterbild eingetrichtert.“ Die Geschichte von 1Live sei dabei typisch.
In der Abschlussrunde geben die Referentinnen den anwesenden jungen Frauen noch eine Botschaft mit auf den Weg.
Dr. Frauke Gerlach ruft dazu auf, dass sich die jungen Frauen nicht in Rollen pressen lassen – keine Schere im Kopf. „Nur Mut und sucht Euch den richtigen Kerl.“
Bascha Mika regt dazu an, das „Beuteschema“ der Frauen zu überdenken. Und es brauche Mut: „Frausein ist nichts für Feiglinge“, gerade im Medienbereich. Teilweise hindern Strukturen, teilweise beschränken sich Frauen aber auch selbst – als Komplizinnen in dem System: „Frauen werden traditionelle Rollen aufgedrückt, aber es gibt auch den Sog, dass Frauen sich darauf zurückziehen“, so Bascha Mika. Man müsse daher ständig das eigene Leben überprüfen und schauen, ob es das ist, was frau wirklich will. Ihr Tipp: „Hilfreich ist es dabei, das Leben von hinten zu denken.“ Wozu führen heutige Entscheidungen in 20 oder 30 Jahren?
Eileen Primus sagt: „Wenn Ihr die Welt erobern und beherrschen wollt, dann macht das. Es ist zwar nicht einfach, etwa den Wohnort zu wechseln, aber es ist wichtig, auf sich selber zu hören,“ so Primus, denn „wirkliche Freunde bleiben.“
Anja Backhaus meint: „Seid authentisch. Sucht Eure Leidenschaft und Interessen. Dies wird leider auch heute noch häufig bei Mädchen gar nicht so erwartet. Ihr müsst laut sein, hinter Euren Zielen her sein, viel lesen, viel wissen und mitreden. Eine Meinung bilden, eine Haltung haben und vertreten ist immer wichtig.“
Kim Lenar hat kaum noch etwas hinzuzufügen. Sie ruft zur Abenteuerlust auf: „Es gibt keinen falschen Weg, kein falsches Praktikum. Frauennetzwerke können dabei viel helfen. Glaubt an Euch selbst. Nehmt die Energie und geht nach vorn!“