Workshop: „Journalistisch schreiben“
Nach einem Querschnitt ihres eigenen journalistischen Werdegangs – Studium und Volontariat bei der WAZ, dann „Pauschalistin“ – skizziert Christina Wandt, heute stellvertretende Leiterin der Essener Lokalredaktion der WAZ, den Job-Alltag bei einer Tageszeitung. Das Themenspektrum ist breit gefächert: Lokalpolitik, Personen-Schlagzeilen, Vereinsgeschichten, Polizeimeldungen, Veranstaltungen, Sportergebnisse.
Zugeliefert werden Nachrichten-„Aufhänger“ von allen Seiten: Privatpersonen, Ämter, Lokalpolitiker, Firmenmogule, Vereine, Institutionen u.v.m. beliefern die Zeitungen mit Thematiken von eigenem oder öffentlichen Interesse. Heutzutage erreichen solche ersten Informationen oder Hinweise die Lokalredaktionen meist per Mail (das früher so beliebte Fax ist heutzutage kaum noch in Betrieb). Seitens der Journalisten gilt es dann, Nachrichten-Selektion zu betreiben sowie herauszufinden, welche Begebenheit eine Zeitungsmeldung „wert“ ist und auch, möglichst viele Informationen zu dem jeweiligen Thema zu eruieren, den Artikel zu verfassen und all diese Dinge im Team abzustimmen.
Beim Schreiben eines Zeitungsartikels (und auch bereits bei der Recherche) gilt der Leitfaden: WER? WAS? WO? WANN? WOHER? WARUM? WIE? Die Antworten auf diese essenziellen Fragen soll ein Zeitungsartikel den Lesern liefern können. Und dies optimalerweise in 70 bis 150 Wörtern oder circa 30 Zeilen mit ungefähr je 35 Zeichen. Natürlich ist sowohl die Priorität der „W“-Fragen als auch die Textlänge abhängig von der Art der Meldung. Je dramatischer, je eiliger, je spektakulärer (z.B. das Love-Parade-Unglück in Duisburg) eine Neuigkeit ist, desto eher möglich ist es dem Journalisten, bestimmte Informationen erst nachzuliefern, anstatt direkt alle Informationen mit zu veröffentlichen.
Wie in allen Medienberufen gehört die Unvorhersehbarkeit von Ereignissen auch im Print-Lokaljournalismus zum Programm. Planbarkeit und routiniert geregelte Arbeitstage sind selten, ebenso klassische Teilzeit-Jobs. Abendtermine und plötzliche Änderungen gehören zum „täglich Brot“ im Journalismus. Das Sprechen mit Beteiligten und die Suche nach möglichst vielen und vor allem verlässlichen Hintergrund-Informationen rund um ein Ereignis lassen sich nicht in ein 9 bis 17 Uhr Arbeitszeitschema packen. Und kurz vor Redaktionsschluss der aktuellen Ausgabe kommt nicht selten die ganze Redaktion ins Schwitzen, denn irgendetwas läuft immer außer Plan. Dafür aber erlebt man täglich viel Neues und lernt ständig neue Leute kennen.
Nach diesen allgemeinen Ausführungen gibt es für die Teilnehmer des Workshops „Journalistisch schreiben“ eine Übung. Auf der Grundlage einer Pressemitteilung des Presse- und Kommunikationsamtes der Stadt Essen soll eine Zeitungsmeldung verfasst werden – wahlweise über die Themen „Marie und Maximilian – beliebteste Vornamen in Essen im vergangenen Jahr“ – auf Grundlage der Statistik des Standesamtes in Essen oder „Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg in Kettwig entschärft“. Dabei werden die zwölf Schreiberlinge von der Essener Journalistin persönlich angeleitet und korrigiert. Abschließend werden die beiden Pressemitteilungen und der damalige Umgang damit in der WAZ-Redaktion besprochen.