Medienfrauen – Podium!

Veröffentlicht von jw am

  • Maria Furtwängler, Schauspielerin und Aktivistin
  • Teresa Ledabyl, Radio Essen
  • Petra Müller, Film- und Medienstiftung NRW 
  • Marieke Reimann, Chefredakteurin von ze.tt
  • Charlotte Rolfes, Regisseurin
  • Minh Thu Tran, Journalistin und Podcasterin

Beim Podium mit der Schauspielerin und Aktivistin Maria Furtwängler, der Radiomoderatorin Teresa Ledabyl von Radio Essen, Petra Müller von der Film- und Medienstiftung NRW, der Chefredakteurin von ze.tt, Marieke Reimann, Regisseurin Charlotte Rolfes und der Journalistin und Podcasterin Minh Thu Tran wird schnell klar, dass eine Quote zwar gut ist, aber nicht die einzige Lösung sein kann: Neue Wege jenseits „patriarchaler Pfade“ müssen gefunden werden.

Was alle Teilnehmer*innen des Podiums betonen: Der Weg ist nicht immer einfach, Frauen scheitern genauso wie Männer. Der Umgang mit dem Scheitern ist häufig unterschiedlich, jedoch essenziell: Männer machen einfach weiter und lassen es sich nicht anmerken, Frauen zweifeln an sich selbst, machen sich klein – selbst dann, wenn sie schon vieles erreicht haben.

„Ich habe Abitur gemacht und zu meiner Mama gesagt: Ich weiß nicht, was ich machen soll“, erzählt Teresa Ledabyl von Radio Essen. Zunächst studierte sie Germanistik und Linguistik. Einfach mal so. In Bochum hat sie dann Campusradio gemacht und nebenbei einen Job bei WDR4 gehabt. Die Bewerbung beim Lokalfunk in Recklinghausen war dann eine bewusste Entscheidung. Karriere ist Karriere, ob lokal oder überregional. „Eine Festanstellung bekomme ich nicht“, dachte Ledabyl. Aber Radio Essen hat extra für sie eine feste Stelle geschaffen – Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, wenn man mal krank ist, führt dies nicht automatisch zu einem Verdienstausfall. Ledabyl sagt, dass sie Glück gehabt habe. Bella Lesnik ergänzt: „Vielleicht hattest du Glück, Teresa, vielleicht bist du aber auch einfach nur gut?“ Applaus im Publikum.

Petra Müller stellt fest: Erfolgreiche und präsente Mädchen und Frauen wie Greta Thunberg, Billie Eilish und Carola Rackete kümmern sich nicht um Hüftschwung und weiblich-stereotypes Auftreten. Frauen müssten es tun wie diese drei Vorzeige-Frauen. Einfach machen und sich nicht in Rollenbilder pressen lassen. Sie rät: „Ja zu sagen, wenn die Herausforderung kommt. Ja zu sagen, sich zu trauen. Wir können nicht so lange warten, bis die Quoten kommen.“ Problematisch sei jedoch, dass Frauen oft zurückgedrängt werden und eher dem Hatespeech ausgesetzt sind.

Doch Frau ist eben auch Frau und irgendwann möchten viele von ihnen auch gerne einmal Mutter werden.

Regisseurin Charlotte Rolfes macht hier Mut. Sie selbst ist im sechsten Monat schwanger und gönnt beiden Geschlechtern die Karriere. Leider würde in der Filmbranche Frauen immer wieder suggeriert, dass ein Kind zu bekommen eine kleine Unmöglichkeit sei. Sie sieht hier die Verantwortung bei den Frauen zu sagen, dass dies eben nicht so ist.

Marieke Reimann will mehr Sensibilität in Redaktionen, bietet eine „Mutti-Sprechstunde“ an, räumt im Redaktionskühlschrank gerne ein Fach für Milch frei. Die alleinerziehende Redakteurin muss das kranke Kind abholen? Dann kann der Artikel eben erst morgen erscheinen. Dann ist das eben so. Für Riemann ist das eine Empathiefrage. Es müssen nicht zwingend mehr Frauen Chefredakteurinnen werden, der Führungsstil muss stimmen. Wie behandle ich meine Mitarbeiter*innen? Sind sie Mensch oder Maschine?

Minh Thu Tran, Journalistin und Podcasterin, sieht die Quote als das letzte
Mittel, das nach jahrelanger Diskussion notwendig ist. Den Teilnehmerinnen rät sie: „Einfach mal machen, einfach hingehen!“ und „Vernetzt euch mit Leuten. Die Kämpfe sind unglaublich ermüdend, wenn man sie alleine führt.“ Häufig stellen die zuständigen Personen Bewerber ein, die ihnen ähnlich sind, sprich das gleiche Geschlecht haben, und nicht diejengigen, die eine neue Perspektive einbringen können.

Vieles ist oberflächlich, Frauen werden objektifiziert. Schauspielerin, Ärztin und Aktivistin Maria Furtwängler kann es nicht mehr nachverfolgen, wie oft sie sich auf Veranstaltungen unwohl gefühlt hat oder sogar einen Gang auf dem roten Teppich abbrechen wollte, weil die High Heels so weh taten. In ihrer MaLisa Stiftung deckt sie diese Oberflächlichkeiten auf, ob im Fernsehen oder in Social Media. Frauen haben häufig Probleme, sich Dinge zuzutrauen, Vorbilder seien hier sehr wichtig. Furtwängler sieht es als hilfreich an, wenn man Kinder hat. Dann denke man darüber nach, was für ein Vorbild man eigentlich sein möchte.

Fotos

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von Bettina Freund mit Unterstützung von Christina Pagés, Marie von Lobenstein und Seda Sönmeztürk

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