Workshop 2 – Print
Die Journalistin und Autorin Hatice Akyün ist leider erkrankt, hat aber eine persönliche Nachricht an die Workshopteilnehmerinnen geschickt.
Christina Wandt, Redakteurin bei der WAZ, machte ein Praktikum in einer Lokalredaktion, blieb als freie Mitarbeiterin, wurde dann Volontärin und durchlief alle Stationen bei der Zeitung. Ihren Lebenslauf bezeichnet sie als „orthodox“. Akyün hingegen hatte einen wesentlich bewegteren Lebenslauf mit vielen unterschiedlichen Jobs. Auch als Journalistin blieb Akyün vielseitig (MAX, Emma, …), ist die „Türkin im Medienbusiness“, betont jedoch immer auch, dass sie mehr ist als das.
Christina Wandt erläutert die formalen Voraussetzungen für ein Volontariat bei der WAZ und plädiert dafür, das Studium zu absolvieren, das Spaß mache. Fachspezifische Hintergründe könnten wichtig sein, z.B. würden gerade Journalisten mit natur- oder wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund gesucht. Bewerber für ein Volontariat sollen nicht älter als 30 Jahre alt sein und absolvieren bei der WAZ ein Assessment Center mit einem Wissenstest, der auf Nachrichtenwissen basiert. Darum sei es wichtig, so Wandt, informiert zu sein. Die Teilnehmerinnen können sich anhand der mitgebrachten Beispielfragen ein Bild machen.
Diskutiert wurde vor allem die Frage nach der Studienrichtung: Ist es besser, einen Journalismustudiengang zu wählen oder ein fachspezifisches Studium mit praktischen journalistischen Erfahrungen zu kombinieren? Die Referentinnen empfehlen, ein fachlich ausgerichtetes statt eines Journalistikstudiums zu wählen und nebenbei journalistische Erfahrungen zu sammeln. Wichtig seien „Alleinstellungsmerkmale“, d.h. thematische Schwerpunkte, die einen auszeichnen (z.b. Naher Osten, Physik). Das Tageszeitungspraktikum ist laut Wandt ein guter Grundstock für die weitere journalistische Arbeit. Anne Scholz von AIM-MIA betont, dass es auch im Blick auf die Zeitung eine ganze Bandbreite an möglichen Berufen gibt (z.B. auch Anzeigenvermarktung).
Christina Wandt stellt im Workshop unterschiedliche Zeitungsformate vor, vor allem um zu zeigen, dass verschiedene Formate auch unterschiedliches journalistisches Arbeiten verlangen:
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die „Boulevardzeitung“ (BILD), keine Abo-Zeitung, keine kontinuierliche Auflage, Zeitung muss sich immer verkaufen, darum aggressive Aufmacher
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„Leitmedien“ (Süddeutsche, FAZ), bestimmte politische Ausrichtung; auch hier bestimmter Stil und bestimmtes Design
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Zeitungen, die auf bestimmte Branchen spezialisiert sind, z.B. Handelsblatt
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Wochenzeitungen wie die ZEIT, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
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Illustrierte (Bunte, Brigitte etc.)
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Nachrichtenmagazine wie der Spiegel
Im Journalismus gibt es keine festen oder geregelten Arbeitszeiten, häufig arbeitet man bis spät abends oder auch am Wochenende, ebenso gibt es Dienst an Feiertagen. Es wird gearbeitet, „bis die Zeitung voll ist“, so Wandt. Von großem Interesse war auch die Frage nach den Verdienstmöglichkeiten: Die Finanzlage im Print-Journalismus ist nach Ansicht der Referentinnen schwierig. Es gebe immer mehr Freiberufler: oft stehen investierte Arbeit und ausgezahlter Lohn in keinem guten Verhältnis.
Wandt sagt, dass man Neugier, gute Allgemeinbildung, gute Auffassungsgabe und Hartnäckigkeit braucht. Man müsse „den Finger in die Wunde legen“. Wichtig seien auch Auslandssemester. Auslandskorrespondenten müssen über alles berichten. Deshalb sei es gut, wenn man in seiner Zeit vor der Auslandsarbeit möglichst viele Bereiche journalistisch abgedeckt hat. Außerdem müsse der Auslandskorrespondent sehr schnell und flexibel an neuen Themen arbeiten.