Elisabeth Neumann (Medienbüro Rheinland) startete vor 20 Jahren ihre berufliche Laufbahn mit einem Volontariat bei RTL, danach wechselte sie zu Stern TV und wurde dort Chefin vom Dienst. Ihr Weg führte sie dann zu Gruner+Jahr als Redaktionsleiterin bei bizz.TV, danach war sie zwischenzeitlich Pressesprecherin der NRW Medien GmbH und wechselte dann zu einer Werbeagentur, um für Kunden TV-Werbung entwickeln. Vor sechs Jahren wurde sie selbstständig als Autorin und Regisseurin und bietet Fortbildung, Moderation, Einzelcoaching in der Medienbranche an.
Neumann arbeitet fünf bis zehn Drehtage am Stück beispielsweise für das Format „Die Auswanderer“ bei Vox. Sie verweist auf die Unterschiede zwischen Magazin und Dokumentation. Sie bezeichnet sich als Beobachterin. Auf die Frage nach der Inszenierung von vermeintlichen Dokumentationen wie die „Auswanderer“, beschreibt Neumann die unterschiedlichen Grade der Inszenierung und sie bevorzugt eher die „Initiierung“ von Geschichten. Am Beispiel von „scripted reality“ beschreibt Neumann aktuelle Seminarsituationen, in denen die Teilnehmenden die Arbeiten in diesem Format generell ablehnen. Die Verweigerungshaltung hätte es vor Jahren nicht gegeben.
Üblicherweise sind drei Personen an der Produktion beteiligt: Regie, Kamera und Ton. Teamarbeit sei sehr wichtig. „Man darf nicht zimperlich sein“ – unter Stress und Druck herrscht ein rauher Umgangston. Die Empfehlung lautet: sich nicht verrückt machen lassen.
Neumann sagte rückblickend, dass sie Manches nicht mehr machen würde. Die grundsätzliche Frage, ob man bei Privatsendern arbeiten möchte, muss sich jede ohnehin selbst stellen. Auf die Frage nach einer Einführung in den Bereich Drehbuch, verwies Neuman auf „story telling“ bzw. die Konstruktionsprinzipien von „Heldengeschichten“. Über die Theorie komme man zur Praxis. Es sei nicht notwendig, 25 Praktika hintereinander zu absolvieren; konkrete Projekte und persönliches Interessen zählten. Quereinstiege bei entsprechendem Engagement seien ohnehin möglich.
Voll besetzter Workshop...
Kim Lenar (RTL) brach ihr Studium für ein Volontariat bei der Hamburger Morgenpost ab und ging dann – vor 15 Jahren – zu RTL Nord (Hamburg), später zu RTL nach Köln. Dort war sie Redakteurin, Chefin vom Dienst für RTL „EXCLUSIV – Das Starmagazin“, danach Aufbau der Berliner Boulevard Redaktion für RTL. Nach weiteren Arbeiten bei „Punkt Zwölf“ litt Kim Lenar an einem Burn-out und besuchte eine Klinik, um sich beruflich wieder zu finden. „Ich möchte Filme machen, mit Menschen arbeiten und Geschichten erzählen“. Sie ist jetzt an einem Punkt Filme zu machen und arbeitet als freie Autorin.
Als Beispiel für ihre Arbeit zeigte sie eine Reportage über Lionel Richie. Kim Lenar besuchte den Künstler in seinem Privathaus in Beverly Hills. Lenar berichtete über die Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten und den Umgang zwischen Planung und Unvorhersehbarem. Das zweite Beispiel kam von der Fashion Week Berlin über Michael Michalsky. Sie war verantwortlich für den Kameradreh, die Interviews und Organisation. Gemeinsam mit einer Cutterin entstand das filmische Endprodukt. Einzelne Bestandteile konnten unterschiedlich weitergenutzt werden („Poolmaterial“), beispielsweise machte RTL einen Bericht über ein 65-jähriges Modell. Nach jeder Produktion wird das Ergebnis von der Redaktionsleitung abgenommen, was einer ständigen Prüfungssituation gleichkommt und emotional nicht immer einfach zu bewältigen sei. Es gibt Grenzen der Berichterstattung, die Lenars Ansicht nach individuell und persönlich gezogen werden müssten. Die Mechanismen seien bei Privatsender anders als bei öffentlich-rechtliche Sendungen. Jede(r) muss diese Grenzziehung für sich selbst beantworten.
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